November 22nd, 2013

Alte Rennstrecken: Ruhmreich, aber vergessen.

AVUS Berlin

Animiert durch den Besuch beim Gordon-Bennett-Rennen im Taunus 1907 hatte Kaiser Wilhelm II. den Wunsch, auf der Strecke zwischen Potsdam und Berlin eine Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße (Abkürzung AVUS) zu bauen. Die Strecke bestand aus zwei langen Geraden die durch zwei Kurven (Nord und Südkehre), miteinander verbunden waren und hatte eine Länge von 19,6 KM. 1926 fand auf der AVUS der erste Große Preis von Deutschland statt. 1927 bekam die Strecke in der Reichshauptstadt starke Konkurrenz durch den in der Eifel neu eröffneten Nürburgring. Dennoch wurden auf der AVUS auch weiterhin internationale Automobil- und Motorradrennen abgehalten. 1936 wurde die Nordkehre auf drängen von Adolf Hitler zur Steilkurve umgebaut. Nach dem Krieg geriet die Rennstrecke im Herzen von Berlin etwas in Vergessenheit, weil die Rennen der Neugeschaffenen Formel 1 Weltmeisterschaft auf dem Nürburgring abgehalten wurden. 1959 entschied sich der AvD (Automobilclub von Deutschland), aufgrund fehlender Zuschauer in der Eifel, wieder einen Grossen Preis von Deutschland auf der Berliner Rennstrecke durchzuführen. Viele Rennfahrer kritisierten die Entscheidung, galt der Kurs doch als eine der schlechtesten Strecken der Welt. Bei diesem Rennen verunglückte der französische Ex-Ferrari-F1-Pilot Jean Behra in einem Sportwagen-Rahmenrennen, beim durchfahren der nassen Steilkurve, tödlich. 1967 wurde die Steilkurve wieder abgetragen und durch eine flache Version ersetzt um Platz für die Stadtautobahn zu schaffen. Erst 1971 wurde auf der mittlerweile verkürzten Stadtautobahn wieder Rennen gefahren. Die DTM bescherte der abermals verkürzten Strecke, sie war nun nur noch 2,64 Km lang, nochmals internationale Aufmerksamkeit Als es 1994 beim DTM-Rennen zu einer Reihe von Unfällen kam und das Rennen wegen eines Massencrash abgebrochen werden musste, kehrte auch die bekannte Tourenwagen-Meisterschaft nicht wieder nach Berlin zurück. Obwohl viele Fahrer die Strecke kritisierten und für eine Schließung plädierten, veranstaltete man nun einen Lauf zur STW-Meisterschaft auf der Stadtautobahn. Aber auch hier zeigten sich schnell die Gefahren der Hochgeschwindigkeitstrecke, als es während des STW-Rennens von 1995 zu einer verhängnisvollen Karambolage zwischen dem deutschen Frank Biela im Audi und dem britischen Rennfahrer Keith Odor im Nissan kam. Der Brite wurde bei diesem Unfall tödlich verletzt. Danach wurde die AVUS für Motorsportveranstaltungen geschlossen. Fährt man heute über die Stadtautobahn in Richtung Innenstadt, kann man noch an den Dreifachleitplanken und Fangzäunen den Verlauf der Strecke erkennen. Auch die Tribüne und das Mercedes-Gebäude, in dem sich jetzt eine Autobahnraststätte befindet, entdeckt man beim Befahren der „AVUS“. Das alte Gelände des Fahrerlagers dient heute LKW-Fahrern als Rast- und Ruhestätte und Wohnmobilfahrern als Übernachtungsmöglichkeit.

Fotos von der AVUS Berlin finden Sie in der Galerie “ Diverse“

Text: Manfred Muhr
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