November 3rd, 2013

Alte Rennstrecken: Ruhmreich, aber vergessen

Die Steilkurven von Monza

Auf der im Park der Villa Reale gelegenen Rennstrecke von Monza werden seit dem Eröffnungsrennen im September 1922 Rennen verschiedenster internationaler Rennserien ausgetragen. Bekannt wurde die Strecke weltweit durch die Formel 1 und den Großen Preis von Italien, der hier bis auf eine Ausnahme 1980, als wegen Umbauarbeiten in Imola gefahren wurde, ausgetragen wird.
Die Streckenlänge des modernen Monza-Kurses beträgt heute nur noch 5.793 km. Ursprünglich hatte die Strecke eine Gesamtlänge von 10 km und bestand aus einem Straßenkurs und einem Oval. Wurden beide Streckenvarianten zusammen befahren, fuhren die Wagen im Start und Zielbereich parallel nebeneinander her. Noch heute zeugt die überbreite Strecke im Bereich der Haupttribüne von dieser Besonderheit. Seit Jahren vegetiert die Rennstrecke im Bereich des Ovals vor sich hin und Gerücht wonach dieser Teil des Kurses abgerissen werden soll, wollen bis heute nicht verstummen. Betrachtet man die überhöhten Kurven des Ovals, kann man sich leicht vorstellen, wie gefährlich es gewesen sein muss, hier mit einem Formel- oder Sportwagen mit Höchstgeschwindigkeit durch die Kurven zu rasen. Bei Regen war es fast unmöglich auf der überhöhten Betonpiste, die am oberen Streckenrand nur durch eine einfache Leitplanke gesichert war, zu fahren und viele Fahrer der damaligen Zeit sprechen noch heute mit Respekt über diesen Teil der Rennstrecke von Monza. Schwere Unfälle der immer schneller werdenden Rennfahrzeuge machten Rennen auf der Curve Sopraelevat (Steilkurve) zu gefährlich und man fuhr nach dem Grand Prix von 1961, bei dem Graf Berghe von Trips zu Tode kam, nur noch auf der Straßenkursvariante. In den folgenden Jahren wurden nur noch kleinere Rennen und historische Veranstaltungen auf dem Ovalkurs abgehalten. Auf der Gegengeraden zwischen der Nord- und Südkurve werden noch heute gelegentlich Reifentests absolviert und Boxenstopps trainiert.Abseits der modernen Grand Prix Strecke geraten die in den Wäldern des Parco di Monza gelegenen Steilkurven mehr und mehr in Vergessenheit und auch der motorsportliche Ruhm ist längst verblasst. Wind und Wetter haben dem gewaltigen Betonbauwerk in den letzten Jahren stark zugesetzt. Der Verfall der einstigen Hochgeschwindigkeitsbahn ist überall deutlich sichtbar. Und doch, steht man am Fuße einer der beiden Steilkurven, fühlt man sich in eine längst vergangene Zeit des Motorsports zurück versetzt und man erwartet förmlich, dass im nächsten Moment Fangio und Co. an einem vorbeirauschen werden.

Fotos von den Monza-Steilkurven finden Sie in der Galerie Diverse.

Text: Manfred Muhr
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