März 12th, 2017

Alte Rennstrecken: Ruhmreich, aber vergessen.

Alte Opel Rennstrecke Rüsselsheim

Weil sich die Bevölkerung von Rüsselsheim über den Lärm und die Raserei der Opeltestfahrten beschwerten, damals testete Opel die Fahrzeuge noch auf öffentlichen Straßen, entschied man sich eine Teststrecke südlich von Rüsselsheim zu errichten. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage begann man 1916 mit der Planung für einen 1,5km langen Ovalkurs. Vorbild für die Rennbahn war das Oval der amerikanischen Rennstrecke von Indianapolis. 1917 war Baubeginn und im Oktober 1919 wurde die Anlage fertiggestellt. Mit einer Streckenbreite von 12 Metern und ihren Steilkurven galt die Bahn bei ihrer Eröffnung 1920 als der schnellste Kurs Europas. Darüber hinaus war sie die erste permanente Rennstrecke in Deutschland. Schon damals erreichte man Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 140km/h. Während der Woche nutzte Opel die Strecke für Testfahrten und an den Wochenenden wurden hier zahlreiche Auto-und Motorradrennen durchgeführt. Bis zu 50.000 Zuschauer pilgerten in der Blütezeit der Strecke zu den Rennen. Besonderen Ruhm erlangte die Anlage im Frühjahr 1928 als unter der Leitung von Fritz von Opel Experimente mit dem Raketenauto „RAK 1“ durchgeführt wurden. Mit dem Bau der Berliner AVUS, wo 1926 erstmals der der Große Preis von Deutschland ausgetragen wurde und dem Baubeginn des Nürburgrings verlor das Opel-Oval schnell an Bedeutung. Im zweiten Weltkrieg wurde eine Flugabwehrstellung auf dem Gelände installiert. Nach dem Krieg wurde die Betonpiste von den Amerikanern für Flugzeugtests genutzt. 1949 endete der Pachtvertrag für das Gelände und damit auch die Ära der Rennstrecke. Nach und nach wurden von der Forstverwaltung Löcher in das Betonband geschlagen und darin Bäume angepflanzt um das Areal schnellst möglich der Natur zurück zu geben. Bis 2012 vermoderte die einst europaweit bekannteste Rennstrecke, dann besann man sich auf das historische Kulturgut und machte einen Teil der Strecke wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Ein Teilstück der Steilkurven wurde wieder freigelegt und ein Besucherpodest darüber errichtet. Infotafeln auf der Plattform geben eindrucksvolle Einblicke in die Zeit der Entwicklung der Automobilindustrie und des Motorsports in den 1920ziger Jahren.

Text & Fotos: Manfred Muhr
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