September 14th, 2016

Alte Rennstrecken: Ruhmreich, aber vergessen

Circuit de Montjuic

Anlässlich des 24h Rennens 2016 auf dem Circuit de Cataluyna, haben wir für unsere Rubrik „ Ruhmreich, aber vergessen“, die alte Rennstrecke von Barcelona aufgesucht. Auf dem Montjuic, dem Hausberg der katalanischen Hauptstadt, gastierte von 1969 bis 1975 vier Mal die Formel 1 auf dem Circuit de Montjuic, einem Straßenkurs der bergauf und bergab um den Park und das Olympiagelände führte.

Bereits 1908 wurde in der Nähe von Barcelona ein internationales Rennen abgehalten und 1923 fand dann in Sitges Terramar , unweit der Hafenstadt, zum ersten Mal der Große Preis von Spanien statt. 1923 wurde auch im Montjuic Park erstmals ein Straßenrennen abgehalten. 1969 startete dann zum ersten Mal die Formel 1 auf dem 3,790 km langen Straßenkurs. Den Großen Preis von Spanien 1969, das erste Formel 1 Rennen auf dem Montjuic gewann der Schotte Jackie Stewart auf einem Matra-Cosworth nach einer Distanz von 90 Runden, bzw.341km.

Obwohl nichts mehr an eine Rennstrecke erinnert, kann man den Verlauf der Strecke noch gut erkennen. Mit unserem Mietwagen konnten wir leicht eine Runde auf dem „Circuit“ drehen.

Direkt nach Start und Ziel, das damals im Bereich des Olympiastadions lag, ging es mit Vollgas über eine Kuppe hinunter in die Stadt. Aus mehr als 250km/h mussten die Piloten dann ihre Boliden für die nach links führende Haarnadelkurve zusammen bremsen. Angesichts der Tatsache, dass es weder Fangzäune noch Auslaufzonen gab war das eine erste Mutprobe für die Fahrer auf diesem Kurs. Danach ging es in einem engen Kurvengeschlängel zum tiefsten Punkt der Strecke. Hier war der Kurs gesäumt von imposanten Bauwerken, Palmen und Theatern. Dann folgte eine schnelle Gegengerade die in einer langen Linkskurve mündete und zurück zum Start und Zielbereich führte. Die schnellste Runde auf dem Circuit drehte der Schwede Ronnie Peterson 1973 mit einem Lotus Ford in 1:23,8 min.

Der letzte Große Preis von Spanien auf dem Circuit de Montjuic fand 1975 statt. Schon vor dem Rennen beklagten die Fahrer die Sicherheitsbedingungen an der Strecke. Doch auf Druck von Diktator Franco wurde das Rennen gestartet und die Verantwortlichen ignorierten die Wünsche der Piloten. Da die Franquisten gedroht hatten, im Falle einer Absage die Rennwagen zu beschlagnahmen, erklärte die FIA die Strecke für sicher. Bis auf den Brasilianer Emerson Fittipaldi starteten alle Fahrer zum Rennen. In der 26. Runde folgte dann was alle befürchtet hatten. Am Wagen von Rolf Stommelen brach der Heckflügel und der Hill-Ford knallte unkontrollierbar in die unzureichende Streckensicherung und flog über die Metallschiene in den Zuschauerbereich. Für fünf Menschen kam jede Hilfe zu spät, mehr als zehn weitere Zuschauer wurden zum Teil schwer verletzt. Rolf Stommelen überlebte den Unfall mit mehreren Knochenbrüchen. Trotz des schweren Unfalls wurde das Rennen nicht sofort abgebrochen, erst vier Runden später stoppt die Rennleitung die Boliden. Dieser tragische Grand Prix beschert Jochen Mass den ersten und einzigen Sieg in der Königsklasse des Motorsports.

Heute erinnert nur noch eine große Metallplatte im Eingangsbereich des Olympiamuseums an die spektakuläre Formel 1 Strecke. Erst 1991 kehrte die Formel 1 nach Barcelona zurück. Auf den Circuit de Cataluyna, vor den Toren der Stadt, findet seit dem der Große Preis von Spanien statt.

Alle Sieger Großer Preis von Spanien auf dem Circuito de Montjuic

 1969  Jackie Stewart  Matra Ford

 1971  Jackie Stewart  Tyrell Ford

 1973  Emerson Fittipaldi  Lotus Ford

 1975  Jochen Mass  McLaren Ford

Fotos vom Circuit de Montjuic finden Sie in  der Galerie Ruhmreich, aber vergessen.

Text & Foto: Manfred Muhr

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