Dezember 4th, 2013

Alte Rennstrecken: Ruhmreich, aber vergessen.

Schleizer Dreieck

Das Schleizer Dreieck ist die älteste deutsche Naturrennstrecke. Die Strecke wurde eher zufällig entdeckt, denn der Direktor der Apollo-Autowerke suchte 1922 nach einer  geeigneten Versuchsstrecke in der Nähe seiner Fabrik in Apolda.Bereits kurze Zeit später, am 9. Juni 1923, fand auf dem Straßendreieck zwischen Schleiz-Hof-Plauen und der Verbindungsstraße Heinrichsruh Waldkurve, das erste Rennen statt. Am 15.Juni 1924 fand unter der Leitung des ADAC München ein Rennen zur deutschen Kraftrad Straßenmeisterschaft statt. Für die Leitung war unter anderem der Schleizer Johannes Wächter, der spätere langjährige Rennleiter am Schleizer Dreieck, verantwortlich. Von Jahr zu Jahr erfreute sich das Rennen auf dem Dreieckskurs größerer Beliebtheit und nahm eine Spitzenstellung in der deutschen Vorkriegs-Motorsportszene ein. Während der Kriegsjahre war am Schleizer Dreieck an Motorsport nicht mehr zu denken und so dauerte es bis zum 17.10.1948 bis auf der Naturrennstrecke wieder die Rennmotoren aufheulten. 1950 wurde das Schleizer Dreieck zum Austragungsort für die gesamtdeutsche Meisterschaft. Viele internationale Fahrer stellten sich in einem illusteren Starterfeld den ca.250 000 Zuschauern und boten hochkarätigen Motorradsport. Bis 1951 hatten sich die Veranstaltungen auf der Schleiz im internationalen Motorradrennsport etabliert. 1952 gab es für die Betreiber der Schleizer Rennen einen kräftigen Rückschlag, als wegen der politischen Unterbrechung des Sportverkehrs zwischen West und Ostdeutschland die westdeutschen Fahrer nicht mehr startberechtigt waren.

Das Schleizer Dreieck entwickelte sich fortan zur wichtigsten Rennstrecke der DDR und wurde jetzt auch mehr und mehr für Tourenwagenrennen und Rennen zur Formel Junior und Formel 3 genutzt. Die Rennstrecke wurde darüber hinaus ständiger Austragungsort zum Endlauf zum Pokal der Sozialistischen Länder. Im Rahmen der Möglichkeiten wurde versucht, den Zuschauern weiterhin guten und spannenden Motorsport zu bieten.

Nach der politischen Wende und dem Ende der DDR gelang es den Schleizern mit viel Mühe, gegen die nun anstehende Konkurrenz der permanenten Rennstrecken, das Dreieck weiter im internationalen Motorsport zuhalten. Bis zum Mai 1988 wurde auf dem ursprünglichen Kurs, der 7,631Km lang war, gefahren, dann entfiel die Haarnadelkurve im Bereich der Ortsdurchfahrt Schleiz. 2004 wurde mit dem Bau der Querspange im Gewerbegebiet Schleiz die Strecke, zum Bedauern vieler, um die Hälfte auf 3.805Km, verkürzt. Und obwohl die historisch gewachsenen Streckenteile wie die Heinrichsruher Kurve, die Waldkurve, Schauerschacht und die Ortsdurchfahrt Oberböhmsdorf nach dem Bau der Kurzanbindung wegfielen und die neue Streckenführung sich vom alten Dreieck jetzt gänzlich unterschied, waren die Baumaßnahmen im Zeichen der Sicherheit und der Streckenanforderung, dringend notwendig. Nur so war ein zeitgemäßer Weiterbestand der ostthüringischen Naturrennstrecke gewährleistet.

Wie hatte doch Hermann Kiss, ehemaliger Rennsekretär, einst gesagt: „ Die älteste Rennstrecke Deutschlands konnte nur überleben, weil sie nicht an ihrer Tradition erstarrte, sondern stets mit der Zeit gegangen ist“.

Bilder vom Schleizer Dreieck finden Sie in der Galerie Diverse.

Text: Manfred Muhr
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